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Spot-Förderung des Tourismus in benachteiligten Gebieten

Das europäische Forschungsprojekt SPOT (Soziale und innovative Plattform zum Kultur-Tourismus und seine Potentiale zur Vertiefung der europäischen Annäherung) wird vom Leibniz Institut mit unserer Unterstützung entwickelt. Das Ziel des Projektes ist die Schaffung einer neuen Plattform für verschieden Akteure aus dem Kulturtourimus. Unter anderem wurde die Lieberoser Heide für dieses Projekt ausgewählt.

Weitere Informationen finden Sie auch unter: www.ioer.de/projekte/spot/


Mehr Kulturtourismus in der Lausitz?

Für ein EU-Projekt wurde die Bevölkerung des Amtes Lieberose/Oberspreewald befragt – Erste Ergebnisse liegen nun vor.

Von Ralf-Uwe Syrbe, Peter Wirth und Bianca Eckelmann   

Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung, Dresden

Mehr Kulturtourismus im Amtsgebiet Lieberose/Oberspreewald? Wenn es nach den Menschen vor Ort geht, spräche nicht viel dagegen. Das ergab eine aktuelle Umfrage im Rahmen des EU-Projektes SPOT. In dem Projekt bauen Partner aus 15 Ländern eine gemeinsame Internet-Plattform auf, die dabei helfen soll, neue Formen des Kulturtourismus zu entwickeln. Von 2020 bis 2022 finden dafür Untersuchungen in verschiedenen städtischen und ländlichen Regionen der EU statt. In Deutschland bilden Teile der Lausitz dieses Untersuchungsgebiet. Die wissenschaftlichen Arbeiten werden vom Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung (IÖR) aus Dresden durchgeführt. Das IÖR arbeitet dabei eng mit der Tourismus-Entwicklungsgesellschaft (TEG) und dem Amt Lieberose/Oberspreewald zusammen. Im Oktober 2020, noch vor dem zweiten Corona-Lockdown, hat ein Forschungsteam eine Befragung der Bevölkerung im Amtsgebiet Lieberose/Oberspreewald durchgeführt. Die Auswertung dauert noch an, doch erste Ergebnisse lassen sich schon benennen.

85 Personen in Goyatz, Straupitz, Alt-Zauche und Lieberose gaben den Forschenden Antworten auf ihre Fragen. Diese drehten sich zum Beispiel um das Verhältnis der Ortsansässigen zu Gästen der Region. Das IÖR-Team wollte außerdem wissen, wie die Bevölkerung selbst das kulturelle Angebot im Amtsgebiet bewertet und wie sich die Corona-Pandemie auf die Angebote ausgewirkt hat.

Abbildung 1: Antworten auf die Frage: Was glauben Sie, welche Wirkung ein Anstieg des Tourismus auf das Gebiet hätte?

Aussagen zur Anzahl der Touristinnen und Touristen im Gebiet sollten auf einer fünfstufigen Skala (gering bis sehr hoch) angegeben werden. Zwei Drittel der Befragten schätzten diese als gering bis mittel ein. Doch immerhin 26 % meinen, die Gästezahl in der Region sei hoch bis sehr hoch. Eine Rolle bei dieser Einschätzung kann dabei die Erinnerung an den Ansturm im Corona-Sommer 2020 gespielt haben. Trotz dieser differenzierten Einschätzung der Gästezahlen fällt die Antwort auf die Frage, wie ein Anstieg des Tourismus bewertet würde, eindeutig aus: Wie die Abbildung 1 zeigt, äußerten sich die Befragten überwiegend positiv! 62,5 %, also fast zwei Drittel halten einen Anstieg der Besucherzahlen für „positiv“ oder „sehr positiv“ und haben auch konkrete Vorteile benannt. Weniger als ein Drittel (28 %) sehen einen Anstieg des Tourismus neutral. Nur 9,5 % befürchten negative Auswirkungen für die Region. Die Antwortkategorie „sehr negativ“ wählte niemand aus. Durch einen Anstieg des Tourismus erhoffen sich die Befragten zum Beispiel Verbesserungen auf dem Arbeitsmarkt und bei der Verkehrserschließung, für Gastronomie, kulturelle Initiativen, örtliche Vereine und öffentliche Finanzen. Somit können Politik und Tourismuswirtschaft im Amtsgebiet auf einen starken Rückhalt in der Bevölkerung bauen! Auch weitere Ergebnisse belegen dies. So benennen nur 12 % der Befragten negative Auswirkungen des Tourismus wie etwa laute Partys oder Müll, 76 % schätzen diese als gering oder sehr gering ein. Die Bereitwilligkeit, Gästen der Region Auskunft über touristische Angebote zu geben, ist tendenziell hoch.

Die Befragten sehen im Amtsgebiet eine Vielzahl von kulturtouristischen Anknüpfungspunkten: Als Schwerpunkte gelten u. a. das Schloss, die Darre und die Kirchen in Lieberose, die Kirchen von Straupitz und Zaue, die Dreifach-Windmühle und der Kornspeicher in Straupitz, aber auch die Seen, Wander- und Radwege, die Landschaft sowie der Handwerkermarkt und andere Veranstaltungen in Goyatz. Das bisherige kulturelle Angebot wird als ausbaufähig angesehen. Wie die Befragten die Bedeutung der kulturellen Orte und Attraktionen im Amtsgebiet einschätzen, zeigt Abbildung 2. Wenn nicht gerade Corona-Beschränkungen touristische Aktivitäten erschweren, stecken aus Sicht der Befragten die größten Potenziale für eine Entwicklung des Gebietes in kulturellen Wegen und Pfaden, historischen Stätten, in Gastronomie sowie in den lokalen Traditionen und der Folklore.

Abbildung 2: Antworten auf die Frage: Als wie wichtig schätzen Sie folgende kulturelle Angebote und Orte für diese Gegend ein?

Abschließend ging es in der Befragung um die Auswirkungen der Corona-Pandemie. Sie hat das Leben stark beeinträchtigt. Alle kulturellen Angebote waren im vergangenen Jahr nur eingeschränkt nutzbar oder wurden gänzlich eingestellt. An Bedeutung gewannen in dieser Situation die touristischen Wege und Pfade sowie der Besuch der Städte und Dörfer mit ihren architektonischen Besonderheiten gleichermaßen für Einheimische und Gäste. Einzelne Befragte waren 2020 mehr im Amtsgebiet unterwegs (z. B. mit dem Fahrrad), widmeten sich der Geschichte oder Traditionen.

Weitere Informationen zum Projekt SPOT: https://www.ioer.de/projekte/spot/

Hintergrund

Das EU-Projekt SPOT (Soziale und innovative Plattform zum Kultur-Tourismus und seiner Potenziale zur Vertiefung der europäischen Annäherung) wird im Rahmen des EU-Förderprogrammes Horizon 2020 durchgeführt. Im Zeitraum 2020-2022 werden in einem großen Verbund Fallstudien aus 15 Ländern untersucht. Unter Kulturtourismus wird eine Art des Reisens verstanden, die Erholung mit dem Kennenlernen der kulturellen Attraktionen der Zielregionen verbindet. Bisher ging es dabei vor allem um die sogenannte „Hochkultur“ (also Oper, Theater, Galerien oder Museen), die sich vor allem in Städten findet. Nun rücken mehr und mehr auch ländliche Regionen mit ihren Persönlichkeiten, Veranstaltungen, Sehenswürdigkeiten, (kultur-)landschaftlichen Reizen und mit ihrem historischen Erbe in den Blick. In der Lausitz untersucht das Team des IÖR, wie sich die einzigartige Kulturlandschaft touristisch und für eine nachhaltige Regionalentwicklung nutzen lässt. Auch neue Wege, den Kulturtourismus für die umliegenden Kommunen wirtschaftlich zu nutzen, suchen die Forschenden gemeinsam mit Akteuren vor Ort. Ideen und Strategien, die dabei entstehen, fließen in die Projekt-Plattform ein.